AUSSTELLUNG des MONATS

K 21 Kunst-Szene Düsseldorf „Alberto Burri. Das Trauma der Malerei“

Der Italiener Alberto Burri (1915-1995) zählt mit seinen Werken aus Materialien wie Eisen, Jute oder Plastik zu den einflussreichsten Künstlern der Nachkriegszeit. Als Kooperation mit der Solomon R. Guggenheim Foundation, New York, zeigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf bis zum 3. Juli die Retrospektive im Ständehaus K21

Das K21 im Ständehaus feiert den 100. Geburtstag des italienischen Künstlers Alberto Burri mit einer umfassenden Retrospektive, hier sein Werk Rosso plastica (Rotes Plastik) aus dem Jahr 1962, © Fondazione Palazzo Albizzini Collezione Burri, Città di Castello/ VG Bild-Kunst, Bonn 2016 / SIAE, Rom.

Die rund 70 Arbeiten sind nach der Präsentation in New York als einzige europäische Station im K21, Ständehausstraße 1, zu sehen. Neben Lucio Fontana ist Burri der wichtigste italienische Künstler des Novecento und gilt als Vorreiter der Arte Povera. Die Burri-Retrospektive im Untergeschoss vom K21 wird in der Bel Etage von Werken aus dem internationalen Umfeld des Künstlers ergänzt. Hierzu zählen aus dem Besitz der Kunstsammlung NRW Bilder von Jannis Kounellis, Robert Rauschenberg oder Cy Twombly, die den nachhaltigen künstlerischen Einfluss Burris dokumentieren.

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Burris Biografie spiegelt das Trauma Italiens nach dem Ende des Faschismus und den ebenso turbulenten wie auch dramatischen Verlauf des 20. Jahrhunderts. Seine Erlebnisse als Feldarzt und in amerikanischer Kriegsgefangenschaft verwandelt der Autodidakt unmittelbar nach Kriegsende in eine kraftvolle, aber von schrecklichen Erinnerungen zeugende Kunst. Der Künstler wandte sich früh von der malerischen Gestik des amerikanisch geprägten Abstrakten Expressionismus und des europäischen Informel ab. Stattdessen nutzte er ungewöhnliche, industrielle Materialien für seine Bilder.

Alberto Burri ist bekannt für seine Serie von Sacchi (Säcken), Bilder aus geflickten und zusammengenähten Fragmenten von Jutesäcken, die häufig mit Fetzen alter Kleidung kombiniert sind. In der Ausstellung sind alle weiteren, nach den unterschiedlichsten Materialien, Farben oder Arbeitstechniken benannten Serien des Künstlers präsentiert: die Catrami (Teer), Muffe (Schimmel), Gobbi (Buckel), Bianchi (Weiße), Legni (Hölzer), Ferri (Eisen), Combustioni plastiche (Kunststoffverbrennungen), Cretti (Risse) sowie die späten Cellotex-Arbeiten aus Hartfaserplatten.

Alberto Burri wurde 1915 in Città di Castello/Umbrien geboren, studierte Medizin und war anschließend Militärarzt im Zweiten Weltkrieg. Nach der Gefangennahme in Tunesien im Jahr 1943 kam er in ein Gefangenenlager in Texas, wo er mit der Malerei begann. Hierzu gehört eine Reihe frühester Zeichnungen, die erstmals überhaupt in dieser Retrospektive zu sehen sind. Nach seiner Rückkehr nach Italien im Jahr 1946 gab Burri die Medizin endgültig auf, um sich ausschließlich der Kunst zu widmen. In seiner ersten Einzelausstellung 1947 in Rom stellte er noch Landschaften und Stillleben aus, um aber bald alles Figurative zu verwerfen. Anstelle von Ölfarbe und Leinwand traten ungewöhnliche Materialien und künstlerische Verfahren.